Gaststätte Traube Sindelfingen
Die städtebauliche Konzeption sieht eine sensible, maßstabsgerechte Neubebauung auf der östlichen Grundstücksfläche vor, die die Dominanz des Kulturdenkmals Haus Lange Straße 22 respektiert. Der Erweiterungsbau besteht aus zwei Bauteilen: Dem Hinterhaus, das an der östlichen Grenze des Baufelds platziert ist, und einem Verbindungsbau im Norden. Zusammen mit dem historischen Bestandsgebäude entsteht ein U-förmiges Ensemble, das einen zur Lange Straße offenen Innenhof umschließt.
Das gesamte Erdgeschoss wird gastronomisch genutzt. Im 1. und 2. Obergeschoss des Vorderhauses befinden sich Ausstellungsräume für das benachbarte Stadtmuseum. Im 1. Obergeschoss des Hinterhauses befinden sich die WC-Räume der gastronomischen und musealen Nutzung sowie ein multifunktionaler Ausstellungs- und Veranstaltungsraum. Im 2. Obergeschoss des Hinterhauses ist eine attraktive kleine Stadtwohnung angeordnet.
Der Haupteingang führt vom Innenhof in ein kleines Foyer mit einer offenen Treppe und einem Aufzug, über den die beiden Obergeschosse barrierefrei erschlossen sind.
Die Planung sieht einen äußerst sensiblen Umgang mit der Bausubstanz und eine maximale Berücksichtigung der denkmalpflegerischen Belange vor. Im Bestandsgebäude kommt nach Sanierung des Fachwerks ein denkmalgerechtes Dämmputzsystem mit einem minimierten Aufbau von 4 cm zum Einsatz. Dies ermöglicht eine energetische Ertüchtigung bei gleichzeitig geringer Beeinträchtigung des historischen Erscheinungsbildes. Sämtliche Fensterrahmen können bei Einbau einer neuen Isolierverglasung, bzw. bei einem Einbau von Kastenfenstern im Bereich der historischen Fenster mit Bleisprossen erhalten werden. Die gesamte Raumstruktur und der historische Bestand des 15. bis 20. Jahrhunderts bleiben soweit als möglich sichtbar. Gleichzeitig wird die qualitätsvolle Ausstattung mit den historischen Oberflächen, Türen, Fenstern, Wandmalereien und Stuckprofilen authentisch bewahrt.
Im Gegensatz zur historischen Detailfülle des Vorderhauses weist der Erweiterungsbau eine reduzierte Formensprache auf und wurde in einer monolithischen Bauweise mit einer homogenen Ziegel-Außenhaut als Vormauerschale in der Fassade und dazu abgestimmten Ziegelelementen als Dachdeckung ausgeführt.
Die Lochfassaden-Thematik mit leicht stehenden Fensterformaten wird aufgegriffen. Beide Fensterformate sind aus der Altbau-Fassade entwickelt. Dabei entspricht das kleinere Fenster den historischen Fensteröffnungen, das größere der Fläche der Öffnungen einschließlich der Fensterladenflächen.
Die Farbigkeit beider Gebäudeteile ist so aufeinander abgestimmt, dass trotz unterschiedlicher Materialität eine Verbindung zwischen Altbau und Neubau zu einem neuen Ensemble entstanden ist.
Bauherr
Wohnstätten Sindelfingen GmbH
Projektdaten
2019 Wettbewerb
2020 Planungsbeginn
2021 Baubeginn
2023 Fertigstellung
Auszeichnungen
2024 Auszeichnung für Beispielhaftes Bauen
2017-2024 Landkreis Böblingen
(Architektenkammer Baden-Württemberg)
Mitarbeiter
Tina Seiberts, Peter Li
Fotograf
Roland Halbe, Stuttgart